Studentenproteste – eine Zwischenbilanz (hoffentlich)
Die Studentenproteste sind vorbei! – Oder? – Ich weiß gar nicht so genau, die Belagerung in Innsbruck wurde zu aller Zufriedenheit gelöst. In Wien wurden alle raus geschmissen und sonst hört man auch nix mehr. Also in jedem Fall ist es Zeit für ein paar Reflexionen. Was ist denn alles hängen geblieben:
- 1 Million Euro oder doch 1,4 Millionen Kosten an der Uni Wien, da würden mir doch auch gleich Einsparungsmaßnahmen einfallen – bei der nächsten Wahl werden einfach ein paar Wahlplakate weniger von Steuerzahlen finanziert. Außerdem wenn das Audimax genaus aussieht wie die Hörsäle in Innsbruck, dann war eine Renovierung dringend nötig…
- 34 Mio mehr von Minister Hahn – abgesehen davon daß das wohl eher ein Scherz war, war die Kohle sowieso für die Unis
- eine geforderte Bildungsmilliarden oder doch 2 Milliarden, eine von vielen schweren Geburten der direkten Basisdemokratie
- Obdachlose die die Gelegenheit für eine warme Bleibe nutzen und sich auch beteiligen: Volksküche, Aufräumarbeiten,….
- Studiengebühren oder Zugangsbeschränkungen oder Ausgleichszahlungen aus Deutschland oder doch alles zusammen, und wie und was denn überhaupt???????
- Bildung statt Ausbildung – Ein toller Slogan, taugt allerdings auch nur als solcher, da man sonst sofort darauf antworten könnte, die Akademiker haben keine Ahnung von der Arbeitswelt.
- massiver Einsatz so genannter “neue Medien”, schön daß ihr auch nicht Facebook Leute habt teilnehmen lassen… Aber was schon Iran funktioniert hat, ist für unsere Breiten gerade gut genug. Die Informationsbreite bzw. -dichte war enorme, aber in unserer Gesellschaft in der wir von Infos geradezu erschlagen werden, hilft nicht einmal das.
- Anfangs auch noch richtig ambitionierte Gegenbewegungen, die aber auch der direkten Demokratie zum Opfer vielen.
- Die Sache mit der direkten Basisdemokratie klingt zwar irrsinnig toll, hat aber auch einige Hacken wie sich letztlich herausstellte. Endlose Plena (ich hoffe das ist die Mehrzahl von Plenum), die sehr an einen Debattierklub erinnerten, allerdings ganz oft keine konkreten Ergebnisse brachten.
- eine ÖH die Mails der Studienrichtungsvertreter zu den Streiks verhindert ihrerseits aber Mails mit Partyeinladungen verschickt. Die Haltung der ÖH ist mir bei der ganzen Sache wirklich schräg eingefahren, eine Studentenvertretung sieht anders aus. Nicht daß sie mit den Besetzern gleich ins Bett springen müßte, aber Beteiligung sieht anders aus.
- eine Bildungsdebatte, die die Grundfeste der Bildung wohl noch nicht erreicht hat, aber vielleicht geht ja in Zukunft noch was weiter. In Wahrheit hat die Unileitung in Wien den Studenten einen Gefallen getan, durch die Räumung konnten die ihr Gesicht wahren und den Konservativen wurde auch genüge getan. Diese Art des Protest hat sich irgendwie abgenützt, nicht zuletzt weil es sich für die Politik als günstig erwiesen hat einfach abzuwarten. Links Radikale und Asoziale haben sicherlich schon einen Plan geschmiedet für die Zukunft….
- Abwartende Politiker die eigentlich nix anderes tun, als entweder Blödsinn zu verzapfen, so wie Gusi der ständig was anderes wollte bzw. vorschlug, oder der Hahn, der den Studenten einen Termin anbot, den er glaubte nicht mehr wahrnehmen zu müssen.
- Was ich schon auch gut fand, daß die Studenten sich mit anderen Interessensvertretungen zeitweise zusammen schloßen z.B. gemeinsame Demo mit dem ÖGB, auch die Solidaritätsbekundungen aus den verschiedensten Richtungen die man nie erwartet hätte, oder so tolle Ideen wie die Tanzdemo….
- und auch die Tatsache, daß sich überhaupt jemand in Zeiten sozialer Kälte, für eine Allgemeingut, nämlich die Bildung, und auch für sozial Schwächere einsetzt – Grundsicherung für alle. Jeder andere geht nur für seine eigene Geldtasche auf die Straße, was andere wollen oder brauchen ist egal, Hauptsache mir geht es gut. Ach ja, da fällt mir auch noch die Sache mit den Obdachlosen ein, die Studenten in Wien wollten die Uni nicht räumen, solange keine Lösung für die Obdachlosen, noch dazu mitten im Winter, gefunden war. Letztlich mußten die sich mit einem Zettel begnügen, wohin sie sich wenden könnten, wahrscheinlich war der aber nur zum zudecken gedacht.
Sinn- oder Nutzlos war die Sache letztlich aber sicherlich nicht, es hat sich was verändert in den Köpfen der Menschen, Bildung hat einen Wert und wenn das einige dadurch verstanden haben, hat es doch was gebracht. Leider ist dieser Wert nichts greifbares, nichts was man direkt mit etwas anderem vergleichen oder aufwiegen kann. Jeder muß den Wert für sich selbst bestimmen und als Staat oder Gemeinschaft sollte die Bildung eines der höchsten Güter überhaupt sein. Allein die Diskussion darüber könnte als Ergebnis gesehen werden, allerdings nur wenn es eine andauernde, sich selbst ständig befruchtende Diskussion ist, wenn sie verebbt, oder so wie bei uns unter geht, muß man sie halt anstoßen und genau so sollte man auch die Proteste sehen, als Anstoß.
Die Möglichkeiten der Studenten ihre Meinungen in die Öffentlichkeit zu tragen, waren/sind enorm. Von der Straße 0der dem Plenum via Live-Stream direkt ohne Zwischenstopp oder Zensur ins Netz und so für die ganze Welt konsumierbar. Blogs sind voll von Infos über die Proteste, aber nicht nur daß berichtet wird, es wird auch analysiert, kritisch begutachtet, hinterfragt, ausgewertet,…. (diese Aufzählung entbehrt natürlich jeder Vollständigkeit, aber alle diese Dinge haben mit Bildung zu tun, bzw. sie ist die Voraussetzung dafür). Über Twitter – den Fernmelder der heutigen Zeit- rattern die Nachrichten im Sekundentakt, die Informationsflut haut einen um. Jeder könnte sich beteiligen in dem er ein Zeichen setzt, wie z.B. eine Protesteselsohr, das man auf seinen Blog setzt könnte…. wer jetzt nach einem solchen sucht, auf dieser Seite gibts keins….
Bildung braucht Freiraum, Platz zum denken und experimentieren, auch vermeintlich nutzlose Überlegungen und Gedankenexperimente können zu brauchbaren Ergebnissen führen. Es muß nicht immer der direkte geradlinige Weg sein. Allein die Überlegung alles zu reglementieren und in geordnete Bahnen zu lenken, kann letztlich nur in unserem Untergang enden. Wer nie nach links oder rechts schaut verpaßt das meiste. Für eine reine Ausbildung reicht es zu lernen, daß etwas so und so funktioniert, wenn man auch noch weiß wie es funktioniert, sehr gut, aber warum die Dinge so sind wie sie sind, wird man bei einer reinen Ausbildung nie lernen, und in Folge auch nie etwas verbessern können. Dies käme einem Stillstand gleich und – Stillstand bedeutet Tot! – Bildung bedeutet in diesem Sinne nicht nur ständiges lernen sondern auch hinterfragen des Gelernten und auch des Systems in dem man lernt. Die Europäische Anerkennung des Gelernten bzw. eines Studienabschlusses ist zweifellos wichtig, aber alles daran hintan zu reihen, führt nur zu hunderte seitenlangen Abhandlungen über die Beschaffenheit von Hörsaalbänken, die dann zwar Rückenproblemem vorbeugen, dafür aber die Füße einschlafen lassen. Die Antwort darauf heißt im Moment “kritische Uni” eine Plattform die sich mit dem System auseinander setzt. Ein guter Schritt in die richtige Richtung.
In einem Land wie Österreich, das außer dem Wasser keine wirklich brauchbaren Ressourcen hat, sollte noch viel mehr Wert auf Bildung gelegt werden. Ungebildete gibt es eh schon zu genüge, die sollte man sich nicht auch noch züchten
weitere Links – und wie das im Internetz so ist, gibt es auf allen verlinkten Seiten noch mehr verlinkte Seite usw. bis man die Schnauze voll hat und eigentlich gar nicht mehr weiß was man glauben soll…..
unsereuni.at/wiki/index.php/Main_Page
es geht aber auch Satirisch